Auf Einladung der IHK Ostwürttemberg trafen sich rund 50 Unternehmensvertreter mit den beiden Landräten der Region und der IHK-Spitze, um sich zum Thema Wasserstoffinfrastruktur und –nutzung in der Industrie abzustimmen. Christoph Luschnat und Christoph Diehn von Terranets BW Stuttgart erläuterten die Rahmenbedingungen für den schnellen Bau einer Wasserstoffpipeline in der Region. Voraussetzung dafür ist ein ausreichend großer Bedarf an H2 sowie eine zeitnahe Bedarfsermittlung bei den Firmen in der Region. Gemeinsam mit der EurA AG findet eine Bedarfsabfrage bei den Unternehmen der Region statt.
Ostwürttemberg soll zur Wasserstoffregion werden. Dieses Ziel ist im Masterplan Ostwürttemberg 2030 festgeschrieben, der innerhalb der Zukunftsoffensive erarbeitet wurde. „Bis 2045 müssen über 80 Prozent der Primärenergie in Deutschland durch klimaneutrale Energien ersetzt werden. Wasserstoff wird dabei eine herausragende Rolle zuteilwerden“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler beim Treffen. Er erinnerte an die gesetzlichen Vorgaben des Green Deals der EU und weitere gesetzliche Vorgaben von Land und Bund.
Ein laufendes Projekt in der Region ist HyFIVE. Es greift das Thema Wasserstoffnutzung in Fahrzeugen und der Industrie sowie die Verteilung und Erzeugung von Wasserstoff auf. Im Technologiepark Aspen in Schwäbisch Gmünd soll die Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse sowie deren Einsatzfähigkeit für eine Wasserstoffversorgung demonstriert werden. Weitere Projekte sollen konkretisiert werden.
Die Terranets BW-Vertreter gingen auf den stark gestiegenen Bedarf für die Wasserstoffanwendungen ab dem Jahr 2030 ein. Mit Modellrechnungen lasse sich bereits heute ein Wasserstoffnetz modellieren. Die planfestgestellte SEL-Pipeline (siehe Grafik) zwischen Esslingen und Bissingen führt an Heidenheim vorbei durch die Region. Sie bietet für Ostwürttemberg die Chance, ans überregionale Leitungsnetz für Wasserstoff Anschluss zu finden.
Voraussetzung für eine rasche Realisierung dieser Pipeline ist eine Bedarfsermittlung für den Wasserstoffeinsatz bei den Unternehmen. Diese müssen zu diesem Zweck weiter vernetzt werden. Potenzielle Großabnehmer wie die Papierfabrik Palm in Aalen-Unterkochen oder Schwenk Zement in Heidenheim-Mergelstetten spielen dabei eine besondere Rolle.
Die EurA AG in Ellwangen führt deshalb eine Abfrage der Wasserstoffbedarfe in Firmen durch. Bislang wurde bereits eine Menge von über 100.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr identifiziert, eine Hochrechnung ergibt einen Minimalbedarf von über 420.000 Tonnen pro Jahr für Ostwürttemberg.
Wichtig sei nach Aussagen der Experten, dass sich die Unternehmen heute über Prozessmöglichkeiten rund um den Energieträger Wasserstoff informieren, um die richtigen Entscheidungen für das Betreiben notwendiger Prozesse in der Zukunft zu treffen – und das unter der Prämisse eines klimaneutralen Wirtschaftens. „Dazu ist es wichtig, dass Unternehmen jetzt Informationen über Produktionsmittel bekommen, die das Medium Wasserstoff nutzen und die für eine zukünftige Energie- und Prozessversorgung gebraucht werden. Auch muss aufgezeigt werden, in welchen Produktionsprozessen bei Firmen ein Einsatz von Wasserstoff möglich ist“, erläuterte der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Möglichst rasch – aber bis spätestens Ende 2023 - benötigt Terranets BW nähere Angaben zu den Bedarfen. Die Teilnehmenden am Runden Tisch haben die Unterstützung der Betriebe bei der Ermittlung von potenziellen Wasserstoffbedarfen zugesagt. Gerade den Energieversorgern aus der Region sowie den energieintensiven Unternehmen kommt dabei eine wichtige Rolle zu – unterstützt durch IHK, die beiden Landkreise, die EurA AG und Terranets BW. Das Entwickeln gemeinsamer Projektideen ist ebenso angedacht. „Unsere Aktivitäten können nicht seriell hintereinander laufen, sondern müssen parallel aufgegleist werden. Der zeitliche Druck aufgrund des Klimaschutzes ist bereits groß und wird weiter wachsen. Wir wollen uns als Region fit machen für die flächendeckende Nutzung von Wasserstoff“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer.
Kontakt bei Fragen:
Erhard Zwettler
Tel. 07321 324-127;
zwettler@ostwuerttemberg.ihk.de