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Carlin Morlock, Stellvertretende Leiterin Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg-Ostalbkreis
In der Kultur- und Kreativbranche sind Frauen stark vertreten – auch als Führungskräfte und Gründerinnen. Doch im Gestaltungsbereich arbeiten viele Frauen sehr nah am Material und haben den übergeordneten gesellschaftlich-wirtschaftlichen Rahmen dabei weniger im Blick.
Wir als Kontaktstelle sehen es als unsere Aufgabe, in diesem Bereich aktiv zu werden, denn die Branche ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: In Ostwürttemberg haben wir mit rund 2.500 Unternehmen, Selbständigen und weiteren Akteuren eine überdurchschnittliche Anzahl, die in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig ist.
Simone Jansen, Projektleiterin Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Ostwürttemberg (WIRO)
Für uns hat der Funke gleich gezündet, uns an der Initiative zu beteiligen. Die Kreativ-Foren stoßen auf eine große Resonanz und werden von einem vielfältigen und breit gefächerten Publikum besucht. Wir erreichen damit also sehr viele Leute. Und: Wir als WiRo sind immer daran interessiert, Kooperationspartnerinnen und -partner zu gewinnen. Deshalb freuen wir uns über die Zusammenarbeit mit der Kontaktstelle Frau und Beruf.
Prof. Ralf Dringenberg, Rektor Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
Unsere Hochschule hat sich sofort an der Initiative beteiligt, wobei ich den Titel Kreativ-Forum eigentlich irreführend finde – wir sind auch nicht kreativer als die Lehman Brothers oder die Berufsgruppe der Ingenieure. Denn wir betreiben forschendes Lernen, sind eher technisch und wissenschaftlich ausgerichtet, weniger künstlerisch. Beim Design von Produkten geht es uns immer darum, den bestmöglichen Nutzen für Mensch und Umwelt zu erzielen.
Was ist das Kreativ-Forum genau?
„Kreativ starten, vernetzt wirtschaften, die Möglichkeiten und Gefahren künstlicher Intelligenz, Chancen und Risiken digitaler Tools – mit solch spannenden Themen beschäftigen wir uns im Kreativ-Forum Ostwürttemberg“, erzählte Carolin Morlock, stellvertretende Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg-Ostalbkreis. „Einmal im Jahr laden wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnerinnen und -partnern zu einem Vortrags- und Netzwerkabend ein. Dort vernetzen sich gründungsinteressierten Frauen, Studierende, Start-ups und etablierte Unternehmen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Kreativbranche, aus Unternehmen, Industrie und Handwerk sowie andere Interessierte schätzen diesen Austausch sehr. Die für April 2020 geplante Veranstaltung ‚Nachhaltigkeit im Produktdesign – Impulse für kreative Lösungen‘ mussten wir wegen der Corona-Pandemie aber leider ins kommende Jahr verschieben."
Was macht diese Initiative besonders?
„Bei unseren Veranstaltungen sind mir Qualität und ein offener Austausch wichtig“, betonte Carolin Morlock. „Wir geben fachlich hochwertigen Input, laden deshalb beispielsweise kleine und mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer mit besonderen ‚Spezialitäten‘ ein. Denn wenn man Akademikerinnen ansprechen möchte, kann man nicht wiederkäuen, was wir alle schon mehrfach gehört haben – sie wollen an der Spitze mitmachen.“
„Die Themen, die wir dort präsentieren, sind aktuell und relevant“, ergänzte Simone Jansen von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Ostwürttemberg (WiRO). „Existenzgründungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft brauchen andere Ansätze. Denn – pauschal gesagt – sind Frauen bei Gründungen nicht so risikofreudig und treten seltener als Initiatorinnen auf. Das wandelt sich jedoch zurzeit. Gerade viele Studentinnen haben inzwischen mehr Mut. Bei den Foren erzählen Unternehmerinnen und Unternehmer von sich und machen damit ihre Arbeit sichtbar, geben Impulse. Und wir machen rund um die Veranstaltungen Öffentlichkeitsarbeit, platzieren Berichte auf den Social Media Plattformen – auch damit erhöhen wir die Sichtbarkeit von Frauen!“
Die Kontaktstelle Ostwürttemberg-Ostalbkreis arbeitet im ländlichen Raum, sie ist die kleinste der Kontaktstellen. Daher sind ihre Möglichkeiten, Marketing zu machen, begrenzt. Über Veranstaltungen wie die Kreativ-Foren vernetzen sich Frauen. Carolin Morlock ist dabei auch die Anbindung der Forschung wichtig: „Das ist eine Voraussetzung dafür, dass Innovation stattfinden kann. Wie entstehen neue Trends? Wird sich die Gestaltung unseres materiellen Umfelds durch KI verändern? Wie stellen wir in Zukunft Kleidung her? Solchen Fragen gehen wir in den Kreativforen nach. Unser Fokus liegt dabei auf den Gründerinnen, die unterstützen wir ja in der Kontaktstelle. Unser Ziel ist, dass sie sich von Anfang an besser für die Zukunft aufstellen. Dass beispielsweise jede Schneiderin erfährt, was auf ihre Branche zukommt, wie etwa sensorisches Ausmessen, Kleidung aus dem 3D-Drucker.“
„Deshalb ist unsere Hochschule die geeignete Kooperationspartnerin“, erklärte Rektor Prof. Ralf Dringenberg. „Das Verschönern der Welt interessiert uns wenig. Unsere erste Frage lautet nicht: Wie mache ich das Produkt schöner? Sondern: Brauche ich das Produkt? Wir sind Netzwerkerinnen und Netzwerker, verstehen Gestaltung nicht losgelöst, sondern als Schnittstellendisziplin, die sich mit modernen und ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Fragen und Wissensbereichen befasst. Uns geht es darum, konkrete Lösungen zu suchen und zu finden. Wenn wir ein neues Baugebiet gestalten sollen, fragen wir nicht zuerst, wie wir es im ästhetischen Sinne attraktiv gestalten, sondern: Wo müssen die Bushaltestellen hin? Wir schauen uns die Gegebenheiten vor Ort an und sprechen mit Bürgerinnen, Bürgern und Betroffenen. Denn sie sind Teil eines Netzwerks, das schauen wir uns dann ebenfalls an. Und so sollte man auch als Gründerin oder Gründer vorgehen. Es reicht nicht, ein Talent zu professionalisieren und sich dann selbstständig zu machen. Es braucht auch eine Marktanalyse und Vernetzung!“
Warum haben Sie das Kreativ-Forum gestartet?
„Die Idee zum Kreativ-Forum kam mir beim Besuch einer Veranstaltung, die sich mit der Vernetzung von Gründerinnen und Gründern kleiner und mittelständischer Unternehmen beschäftigte“, erinnerte sich Carolin Morlock. „Dort saßen nur Männer auf der Bühne. Das fiel auch der damaligen Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Ostwürttemberg, Dr. Ursula Bilger, auf. Wir waren sofort der Meinung, dass wir etwas tun müssen, um die Sichtbarkeit von Frauen zu fördern und dass wir sie ermutigen müssen, sich zu vernetzen. Also haben wir die Veranstaltungsreihe ‚Kreativ-Forum‘ ins Leben gerufen. Die Hochschule für Gestaltung war sofort dabei. Danach konnten wir noch die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg als Kooperationspartnerin gewinnen und später die Stadt Aalen. Wir alle freuen uns nun auf unser nächstes Forum im kommenden Jahr, das hoffentlich stattfinden kann, und auf viele weitere Kreativ-Foren!“
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